Das Dreiländermuseum gäbe es nicht ohne Ernst Wilhelm Schultz, nach dem noch zu Lebzeiten in Lörrach eine Straße benannt wurde. Der 1861 in der Turmstraße geborene Sparkassendirektor war Gründer des städtischen Museums, das er als Konservator bis 1951 ehrenamtlich ausbaute und betreute. Seine umfangreiche Privatsammlung zur Kunst- und Kulturgeschichte des alemannischen Oberlandes bildet bis heute den Hauptbestand des Museums.
Schultz entstammte einer linksliberalen Lörracher Seidenweber- und Knopfmacherfamilie, deren Geschichte sich in seiner Sammlung widerspiegelt: Sein Großvater, Besitzer einer Seidenweberei, war zweimaliger Bürgermeister. Sein Vater unterstützte die Revolution von 1848 und war in der wilhelminischen Gründerzeit ein erfolgreicher Kaufmann, der es zu einem großen Vermögen brachte. Seine Mutter, eine geborene Buser, kam aus Basel-Land. In der Schweiz lebten auch Verwandte seines Vaters, wie der Onkel Wilhelm Schulz (es gab eine z- und eine tz-Linie). Er war Drucker in Liestal und schrieb eine bedeutende Chronik zur Basler Kantonstrennung.
Nach dem Gymnasium besuchte Ernst Schultz zusammen mit seinem Bruder Hermann die Handelsschule in Zürich und war ab 1880 Büroangestellter in Straßburg, wo er an der Universität Geschichte und Kunstgeschichte studierte. Im pfälzischen Wachenheim arbeitete er viele Jahre in der Verwaltung des Weinguts Bürklin-Wolf und bis 1903 als Direktor der Pfälzischen Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft. Marus Pflüger, dessen Gasthaus zum Hirschen dem Elternhaus von Schultz gegenüberlag, hatte ihm die Stelle bei Bürklin vermittelt, der wie Pflüger liberaler Reichstagsabgeordneter war. Pflüger sorgte auch dafür, dass Schultz 42-jährig wieder nach Lörrach zurückkehrte und zum Sparkassendirektor aufstieg.
Anlässlich des 200-jährigen Stadtjubiläums gründete Schultz 1882 mit engagierten Lörrachern den Altertumsverein, dessen Präsident er wurde. Aus diesem ging 1923 das Museum hervor, das eigene Räumen in der Sparkasse bezog und den Lörrachern zunehmend ans Herz wuchs, wie Schenkungen bezeugen. Regelmäßig gab es Ausstellungen, die auch das Interesse der Grenznachbarn weckte. Zum 100. Todesjahr Johann Peter Hebels waren 1926 erstmals Autografen und Bilder des Museums in der Ausstellung der Universitätsbibliothek Basel zu sehen.
Nach seiner Pension und Ernennung zum Konservator konnte sich Schultz ab 1927 endlich seinen Lebenstraum erfüllen und sich ganz und gar dem Museum widmen, das 1932 in der Hofküferei auf dem Burghof neue Räume erhielt. In Fachkreisen galt die Sammlung, von der wegen Platzmangels nur ein Bruchteil gezeigt werden konnte, schon damals als äußerst wertvoll. Die Benennung „Heimatmuseum“ war indes ein Provisorium. Schultz beabsichtige, es „Oberländisches Museum“ zu nennen, ganz in der Tradition des alemannischen Oberlandes von Johann Peter Hebel. Dabei kamen ihm jedoch die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg in die Quere.
Neben dem Museumsverein und der Stadt Lörrach blieb Schultz der Hauptsponsor des Museums, in dessen Sammlung er sein ganzes Vermögen steckte. In idealer Weise vereinte er in sich kaufmännisches Wissen, profunde Kenntnisse der regionalen Kultur- und Kunstgeschichte sowie das Gespür für geeignete Ausstellungsobjekte. Interessiert verfolgte er den Aufbau des Historischen Museums Basel und orientierte sich an dessen Sammlungserfassung.
Schultz war im Dreiland bestmöglich vernetzt. Zu seinen Freunden zählten der Maler Hermann Daur, mit dem er sich rege austauschte, der Keramiker Max Laeuger… Hier geht es weiter